Ein Amtschimmel namens „Umleitung“

Es war einmal – nein, es gab einmal einen kurzfristigen Versuch, am Samstag die Hauptstraße verkehrsmäßig zu beruhigen. Dieser wurde vorzeitig abgebrochen. Der Verkehr wurde damals beidseitig über die Löherstraße am alten Krankenhaus vorbeigeführt – ein alter Vorschlag der Rheinbacher SPD. Dieses Mal musste die Hauptstraße zur Kanalsanierung erneut gesperrt werden und zwar längerfristig. Man hätte die alternative Verkehrsführung über die Löherstraße erneut nutzen können, aber dies war ja eine SPD-Lösung. So bemühte der Amtschimmel einen mit unseren Steuergeldern bezahlten Gutachter, denn in der Stadtverwaltung gibt es wohl keinen Sachverständigen für kleinräumige Umleitungen. Dieser überzeugte die Kommunalpolitiker, dass es günstiger ist, den Verkehr nicht nur über eine mehr als doppelt so lange Strecke mit insgesamt vier spitzwinkligen Abbiegungen mitten durch Wohngebiete zu führen, an Stelle von nur einer ca. 100 Grad großen Kurve bei der ehemaligen Metzgerei Wief-hoff.
Wenn der Amtschimmel seinen rot geklinkerten Stall verlässt, so darf er sogar nach links in die Schweigelstraße abbiegen, wo offiziell nur der Linienverkehr fahren darf und wiehert deshalb fröhlich. A propos Linienverkehr. Für die Busse sei die Kurve am Ende der Löherstraße zu eng, so hörte man. Die von Wormersdorf kommenden Busse müssen aber jetzt beim Einbiegen in die Gymnasiumstraße eine viel engere Rechtskurve mit Gegenverkehr bewältigen als bei der Löherstraße. Dafür kann man aber in die Schaufenster des Herrenausstatters Nelles schauen. Und wieder wiehert der Amtschimmel fröhlich. Über elf Jahre blinkten seit dem ersten Alternativversuch im Jahr 2001 zwei Ampeln in der Löherstraße treu, beständig, aber überflüssig, nur mit Hauben verhüllt, aber auf Kosten der Steuerzahler, denn der Amtschimmel schlief. Als jetzt der Kanal in dieser Straße saniert wurde, baute man jedoch eine Ampel ab, die etwas zurückversetzt den Einmündungs- und Begegnungsverkehr aus der Straße „Vor dem Voigtstor“ in die Löherstraße hätte regeln können. Die Sanierung des Hauptstraßenkanals war da schon geplant. Aber was nicht sein darf…
Nun werden bald anstelle der Bohr- und Rüttelmaschinen wieder die Autos die Hauptstraße beschallen und verpesten. Die Umsätze werden dort wohl sprunghaft steigen, weil man wieder mit 30 km/h aus dem Auto heraus einkaufen kann. Am guten Wetter wird dieses Plus jedenfalls dann nicht liegen, oder vielleicht doch? Und der Amtschimmel legt sich zur Ruhe, wartet auf seinen nächsten Einsatz, denn dieser kommt bestimmt!

Gert-Uwe Geerdts