
Über eine Million Flüchtlinge sind im letzten Jahr in Deutschland eingetroffen. Das Thema „Asyl“ ist in aller Munde. Regelmäßige Hiobsbotschaften über schreckliche Todesfälle auf den Fluchtruten und offene Ablehnung und Gewalt in einigen deutschen Städten tragen ihren Teil dazu bei. Auch wenn viel über das Thema geschrieben, gesendet und debattiert wird, so hat die gesamte Debatte doch einen erstaunlich oberflächlichen Charakter. Hitzig wird dabei über die Symptome, wie beispielsweise Unterbringung, Asylverfahren und sichere Drittländer debattiert, während die Ursachen von Flucht und Vertreibung geflissentlich ignoriert werden. Nicht der Schutz der flüchtenden Menschen in ihrer Heimat, sondern der Schutz vor den Flüchtlingen ist hier oft themenbestimmend.
Aber auch das sind natürlich nur die Symptome. „Kommen wir also endlich zu den Ursachen. Denn wer sich über eine steigende Zahl von Flüchtlingen beschwert, der sollte tunlichst die Symptome hintanstellen und sich auf die Ursachen konzentrieren“, formulierte Jürgen Lüdemann, Stellv. Vorsitzender der Rheinbacher SPD, zu Beginn der Informationsveranstaltung. Der sozialdemokratische Kommunalpolitiker umriss, dass ‚Kriegsflüchtlinge‘ aus Ländern wie Syrien und Irak in die EU fliehen und dass ‚Wirtschaftsflüchtlinge‘ insbesondere aus den Balkanländern in die EU kommen. Weiterhin muss sich die EU aber auch auf ‚Klimaflüchtlinge‘ einstellen, die wegen der Klimaverschiebung in ihren Heimatländern nur noch begrenzt Agrarwirtschaft betreiben können. „So liegt die Frage nahe, was denn die Bundesregierung, die EU und die Weltgemeinschaft unternehmen werden, um auch die Fluchtursachen zu bekämpfen“, so Jürgen Lüdemann.
Als Referent konnte der Mitarbeiter der Welthungerhilfe, Jürgen Mika, gewonnen werden. In seinem Vortrag erläuterte Jürgen Mika zunächst die Arbeit der Hilfsorganisationen insbesondere in Syrien und im Irak. Sehr schnell wurde deutlich, dass sich die Situation in diesen Ländern auch durch die verfehlte Politik der Großmächte ergeben hat und dass dort „Nothilfe“ erforderlich ist, dass aber eine Bekämpfung der tatsächlichen Fluchtursachen dort schwierig ist. Durch die vielen Fragen und Anmerkungen der interessierten Zuhörer wurde klar, dass die finanziellen Mittel der Vereinten Nationen bei weiterem nicht ausreichen, und dass auch Deutschland seinen Zusagen zur Höhe der Finanzierung von Nothilfe und Entwicklungszusammenarbeit nicht in vollem Umfang nachkommt.
Beeindruckend war die Schilderung von Jürgen Mika zur persönlichen Situation der Nothelfer vor Ort, die in unmittelbarem Kontakt mit den betroffenen Menschen in Syrien und im Irak die schrecklichen Ereignisse miterleben. Insofern warb er auch für Verständnis und Hilfsbereitschaft gegenüber Flüchtlingen und wies auf die Notwendigkeit einer Integration dieser Menschen in Deutschland hin.
„Man könnte noch mehr tun, wenn die finanziellen Mittel verfügbar wären, denn eine Flucht aus ihren Heimatländern ist für die Menschen meist nur die allerletzte Option“, so Jürgen Mika abschließend.